7_38 (AH) #fotoprojekt #corona

Fotograf: André Heidusch (AH)
Fotograf: André Heidusch (AH)

Zunächst: Wenn wir einen starken technischen oder ästhetischen EFFEKT in den Vordergrund stellen, läuft sich das Gestaltungsmittel in kürzester Zeit tot. Man sieht nur noch den Effekt, damit kann man die Bilder nicht mehr differenziert wahrnehmen und dringt zu keinem Inhalt mehr durch. Bild ohne Inhalt ist langweilig.

Aber diese Bilder hier müssen wir ja zunächst nicht unbedingt als Serie sehen. Hat ja niemand was gesagt.

Was macht die Unschärfe mit dem Mundschutz? – denn um Mundschutz scheint es bei dieser Serie ja eindeutig zu gehen: Die Unschärfe nimmt dem Mundschutz etwas von seiner Penetranz. Das gefällt mir schonmal ganz gut. Aber das alleine reicht nicht. Bei diesen Bildern hier fällt außer der Unschärfe und dem Mundschutz noch das schöne Wetter auf. Ich habe einen Gedanken zu diesen Bildern, den ich im Hinblick auf unser Thema ganz interessant finde: Nämlich dass in der Unschärfe ja eine ganz banale Botschaft gelesen werden kann: ICH WILL DAS GAR NICHT SO GENAU SEHEN. Und das finde ich eine sinnstiftende Legitimation für das eine oder andere unscharfe Bild zu unserem Thema. Bei diesen Bildern hier ist eigentlich alles, was durch die Unschärfe zu uns vordringt, schön. Und das Unschöne (Mundschutz) wird zurückgedrängt. Die Unschärfe ist also ein Filter für das Unschöne. Das kann man vielleicht ein bisschen weiter verfolgen. Ich finde 38 am besten. Es ist das verheißungsvollste.

(karl)

© Copyright 2020-2021 bei der jeweiligen Fotografin / dem jeweiligen Fotografen, alle Rechte vorbehalten.

6_33 (AH) #fotoprojekt #corona

Fotograf: André Heidusch (AH)
Fotograf: André Heidusch (AH)

Es gibt ja drei ähnliche Bilder. Bei diesem hier ist der Ausblick auf das Werbeplakat im Hintergrund frei. Der Friseur ist zwar nicht zu sehen, aber er ist eigentlich hinlänglich angedeutet durch die Hand mit der Schere. Ich finde, dieses Bild zeigt am deutlichsten, was Deine ganze Serie stark thematisiert: Die Demütigung. Bzw.: Philiosophisch gesprochen findet im Augenblick ja eine Kränkung des Menschen statt, vielleicht gar eine Kardinal-Kränkung. Unsere Stärke, unsere Unverwundbarkeit, unsere Fähigkeit, uns über alles zu erheben, wird durch das Virus elementar in Frage gestellt. Das ist eine Kränkung des menschlichen Selbstwertgefühls. Das Erleben der eigenen Unzulänglichkeit. Das ist interessant und ein wichtiger Aspekt von Corona. Der Mundschutz ist ohnehin schon eine Metapher für diese Kränkung. Wir sind gezwungen, uns unkenntlich zu machen, uns selbst einer Artikulationsmöglichkeit zu berauben. Das steckt ja alles in dem Bild. Und das in einer Situation, die gemeinhin als WOHLFÜHL-AKTION bezeichnet werden würde.

(karl)

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